Geschichte des Museums
Im Jahr 1989 feierte die Gemeinde Uffing am Staffelsee ihr 1250-jähriges Bestehen. Die bewegte Geschichte des Dorfes wurde dabei in einem großen Festzug und mit einer eigenen Ausstellung im Pfarrheim gewürdigt. Im Anschluss sollten die verwendeten Requisiten des Festes aber nicht einfach wieder verschwinden. Auf Initiative von Franz Huber, Dorfchronist und späterer Leiter des Heimatmuseums, wurde daher ein dauerhafter Ausstellungsraum gesucht. Schließlich wählte man hierfür das ehemalige Feuerwehrgerätehaus, erbaut im Jahr 1949, aus.
Nach einem kleinen Umbau wurden dort ab 1990 für das Fest gefertigte Modelle , beim Festzug verwendete historische Kostüme und eine Sammlung von Fotos gezeigt.
Ein Jahr später fand auch eine erste Kunstausstellung statt.
Nachdem durch Spenden und Dauerleihgaben immer mehr Ausstellungsstücke zusammengekommen waren, wurde das Gebäude erneut umgebaut und erweitert.
1996 konnte so das Heimatmuseum in seiner heutigen Form eingeweiht werden.
Im Jahr 2023 ging Franz Huber, nach über 30 Jahren ehrenamtlichen Engagements in den wohlverdienten Ruhestand. Als neue Museumsleiter wurden Chiara Nassauer-Boitsos und Nikolaos Boitsos eingesetzt. Sie kümmern sich seither um die Organisation von Sonder- und Dauerausstellungen und Veranstaltungen in den Museumsräumen sowie die Pflege und Verwaltung des umfangreichen Depots. Unterstützt werden sie dabei von ehrenamtlichen Aushilfen.
Im Eingangsbereich des Museums finden Sie von Mai bis Januar des Folgejahres verschiedene Wechselausstellungen von ortsansässigen Künstler*innen sowie Sonderausstellungen zu geschichtlichen und soziokulturellen Themen.
In den weiteren Räumen, die sich bis in den 1. Stock erstrecken, erwartet Sie die Dauerausstellung DORFWELTEN zu Geographie, Flora und Fauna der Region sowie zu Geschichte, Leben und Brauchtum in Uffing.
Träger des Museums ist die Gemeinde Uffing am Staffelsee.
Uffing am Staffelsee - Von Hügelgräbern, Kraxentragern und Sommerfrischlern
In der Vorzeit lag das ganze bayerische Voralpenland bis nach München hinein unter dem Eis des Isargletschers. Als sich dieser langsam zurückzog, blieb in einer Schmelzwassermulde der heutige Staffelsee zurück. An dessen Ufern ließen sich nach der Eiszeit nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern ab etwa 2.000 v. Chr. auch die ersten Menschen nieder. Vermutlich handelte es sich um Siedler aus Gebieten an der Donau und im Altmühltal. Über 30 Hügelgräber rund um Uffing geben uns Aufschluss über die Lebensweise dieser Menschen: Es waren friedliebende Ackerbauern, die hier in Wohlstand und mit einem ausgeprägten Sinn für Kultur und Kunst lebten. Davon zeugen die Funde von drei Wägen und verschiedenen Gefäßen.
Während der Zeit des Kaiserreichs dehnten die Römer ihr Herrschaftsgebiet bis zu Donau aus. Uffing gehörte damals zur Provinz Rätien und lag in der Nähe einer wichtigen Verbindungsstrasse vom Brenner nach Augsburg, die über Partenkirchen und Murnau an der Ostseite des Staffelsees entlangführte. Unter anderem wurden an der Strasse zahlreiche römische Hufeisennägel gefunden - vermutlich wechselten die Reisenden hier öfters die Pferde oder ließen sie von ansässigen Schmieden neu beschlagen. Unter der römischen Besatzung wurden zahlreiche Rätier in die Sklaverei verkauft oder zum Militärdienst in fremden Ländern gezwungen. Während der 400jährigen Herrschaft der Römer fand schließlich das Christentum seinen Weg in die Gegend am Staffelsee.
Nach Abzug der römischen Truppen blieben neben den einheimischen Kelten auch viele Legionäre zurück. In der Zeit der Völkerwanderung wurde das Land von den Bajuwaren, die vermutlich aus dem Gebiet des heutigen Tschechien stammten, besiedelt. Eine bedeutende Adelsfamilie aus diesem Stamm waren die Agilolfinger, die durch zahlreiche Ortsgründungen Gebiete für sich beanspruchten. Orte, deren Name auf "-ing" endet, entstanden in dieser Zeit - so hat wohl damals ein gewisser Uffo mit seiner Sippe das Staffelseegebiet besiedelt.
Zur Zeit der Agilolfinger Herzöge Odilo und Tassilo III. wurden zahlreiche Klöster in der Umgebung gegründet, darunter Benediktbeuern, zu dessen Stiftungsgut Uffing gehörte. In der "Monumenta Benedicto Burana" wird Uffing im Jahr 739 zum ersten Mal urkundlich erwähnt.
Die kleine Siedlung wuchs im Lauf der Jahre zu einem ansehnlichen Besitz an: So werden in einer Bestandsaufnahme aus dem Jahr 808, die Karl der Große in Auftrag gab, ein Klostermeierhof und eine Ehehaftmühle in Uffing erwähnt, die zum Staffelseekloster auf der Insel Wörth gezählt wurden. Auch stand damals eine St. Martinskirche im Dorf.
Im Mittelalter teilten sich, wie damals üblich, mehrere Edelgeschlechter den Besitz von Uffing: die Edlen von Taffertshofer, die Häringer und die Höhenkircher. Letztere besaßen in Uffing sogar eine eigene Kirche, die St. Gregorkirche, die 1784 mit 19 dazugehörigen Häusern zur Pfarrkirche St. Agatha kam und nach mehreren verheerenden Bränden abgerissen wurde. Die Kirche St. Agatha wurde bereits im frühen Mittelalter erwähnt und im Jahr 1480 von den Taffershofern neu errichtet. Da sie als beliebte Wallfahrtskirche zahlreiche Gläubige anzog, musste sie im Jahr 1650 nochmals verlängert werden und erhielt ihr heutiges Aussehen im späten Rokoko. Die angeblich verbürgten Wundertaten der heiligen Agatha für ihre Wallfahrer wurden im "Uffinger Mirakelbuch" aufgezeichnet.
Seit jeher lebten die Bewohnerinnen und Bewohner Uffings von der Land- und Forst-wirtschaft. Am Fluss Ach erstand eine erstaunlich hohe Anzahl von Mühlen, die neben der Öl- und Mehlherstellung durch die natürliche Wasserkraft auch Sägewerke betrieben. Mitte des 18. Jh. blühte dann der Handelszweig im Dorf auf. Einheimische Kistler, Holzschnitzer und Hinterglasmaler fertigten Waren in der hauseigenen Werkstatt, sogenannte Verleger (Großhändler) schickten damit die "Kraxentrager" auf Fußreisen bis nach Österreich, Italien und in die Schweiz. Später enstanden von Uffingern betriebene Handels- und Wechselhäuser in Madrid, St. Petersburg und Amsterdam; andere Uffinger Familien gründeten Fabriken in Holland, Dänemark, Schweden und Russland.
Die schöne Landschaft rund um den Staffelsee zog ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch immer mehr "Sommerfrischler" aus der Stadt an. Ab 1879 war es möglich, mit der Eisenbahn von München in Richtung Murnau zu reisen, was dem Tourismus weiteren Aufwind gab und den Uffingern eine neue Einnahmequelle erschloss. Noch vor der Stadt München wurde Uffing mit Strom versorgt, den die Familie Pointner mit ihrer Mühle erzeugte.
Im November 1923 flüchtete Adolf Hitler nach seinem missglückten Putschversuch in München in das Uffinger Landhaus seines Unterstützers Ernst Hanfstaengl, wo er wenige Tage später festgenommen wurde. 1945 endete Hitlers Schreckensherrschaft durch den Einmarsch amerikanischer Truppen auch in Uffing.
Nach dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er Jahre entwickelten sich in Uffing zahlreiche größere und kleinere Unternehmen aus allen Wirtschaftszweigen, während die Landwirtschaft schrittweise abnahm. Heute ist das Dorf ein beliebter Ferienort in der Staffelseeregion, der sich seinen ländlichen Charakter bewahrt hat - allerdings stellen auch hier die Teuerung des Wohnraums und die Überalterung der Bevölkerung neue Herausforderungen dar.